Rufe der Prohibition

16.11.2012

Im Kanton Zürich wird einmal mehr laut über Repression im öffentlichen Raum nachgedacht. Dieses Mal geht es um den Alkoholkonsum der Jugendlichen. Glaubt man den Medien und einigen PolitikerInnen sei dies ein gewaltiges Problem.

In der Stadt Dübendorf tritt Anfang 2013 eine neue Verordnung in Kraft, die den Konsum von Alkohol für unter 16-jährige verbietet. Die bürgerliche Politik erweist erneut eindrucksvoll, wie schwerfällig sie sich bei Ursachenbekämpfung verhält. Wo das Individuum nicht in die ideale Gesellschaft passt, will man nicht hinsehen und ein Verantwortungsgefühl schaffen, sondern will den Staat mit Repression reagieren sehen. Doch mit Verboten wird kein einziges Problem gelöst. Der Alkoholkonsum verschwindet lediglich aus den sichtbaren Gebieten, doch getrunken wird nicht weniger. Statt auf Prävention zu setzen und sinnvolle Jugendangebote zu schaffen, stellt man junge Menschen unter den Generalverdacht, nicht selber für sich Verantwortung übernehmen zu können.

Ein weiterer durchgeknallter Vorschlag kommt von der Evangelischen Volkspartei (EVP) des Kantons Zürich. Am Montag wird die Partei im Kantonsrat ein Postulat einreichen, in welchem sie den Konsum von Alkohol für alle Menschen in öffentlichen Verkehrsmitteln ab 22 Uhr verbieten will. Auch dieser Vorschlag zielt insbesondere auf Jugendliche ab. Angeblich sollen so Beschimpfungen und Pöbeleien verhindert werden, doch dazu dient die Massnahme keineswegs. Im Gegenteil: Die Durchsetzung eines solchen Verbotes führt nur zu zusätzlichen, unnötigen Konflikten. Müssen wir befürchten, dass die EVP schon bald nur noch Personen in den Zug lassen will, die zuvor in ein Röhrchen geblasen haben?

Beide Massnahmen, jene von Dübendorf und das Postulat der EVP, lassen vergessen, dass es in der Verantwortung der Gesellschaft liegt, Probleme zu lösen. Wenn es ein Problem mit übermässigem Alkoholkonsum gibt, dann muss nach den Ursachen gesucht werden, denn mit Verboten erreicht man nichts, sie werden nur in die Unsichtbarkeit verdrängt. Eine der wichtigsten Ursachen ist, dass es den Jugendlichen an Ausgehmöglichkeiten fehlt, sie von der Gesellschaft nicht ernst genommen werden. Hier müssen Politik und Gesellschaft ansetzen und Lösungen bieten!

Der Kanton Zürich braucht endliche eine Kehrtwende. Die Verdrängung der Jugend und anderen Randgruppen aus dem öffentlichen Raumes gilt es rückgängig zu machen. Wer verantwortungsbewusste Jugendliche will, muss ihnen einen freien, gestaltbaren öffentlichen Raum bieten!