Am (M)arsch fürs läbe

Am 17.09.2022 geht der seit 2010 jährlich stattfindende «Marsch für s’Läbe» erneut auf die Strassen Zürichs, um unter dem Motto «24 Stunden für ein Leben» gegen Abtreibungsrechte zu demonstrieren. Hinter der Organisation stehen vor allem christlich-fundamentalistische Organisationen und Beratungsstellen wie die «Human life Schweiz», «Pro life Schweiz» und Vertreter*innen der EDU Schweiz. Besonders problematisch ist der Marsch in Anbetracht der aktuellen Gesetzesverschärfungen in den USA durch die Annulation von Roe v. Wade , sowie den zwei aktuell in der Schweiz laufenden Initiativen unter den (fragwürdigen) Namen «Einmal-darüber-schlafen-Initiative » und « Lebensfähige-Babys-retten-Initiative », hinter welchen vor allem die SVP sowie ihre Jungpartei stecken.

Die Fundamentalist*innen wollen durch eine Selektion einzelner Bibelpassagen die Einschränkung der Rechte von FLINTA*-Personen legitimieren. Dabei beziehen sie sich vor allem auf die Rechte der Selbstbestimmung, sowie auf patriarchale Geschlechterrollen. Das Recht des ungeborenen Fötus wird über die Rechte der schwangeren Person gestellt und eine Abtreibung wird als Sünde oder Mord bezeichnet. Dabei scheint es gleichgültig zu sein, ob die schwangere Person den Willen oder die nötigen Kapazitäten und Ressourcen hat, um das Kind nach der Geburt in einem sicheren Umfeld grossziehen zu können. Die Message tragen die Demonstrant*innen dann am «Marsch für s’Läbe» mit provokanten Sprüchen wie «Abtreibung ist und bleibt Unrecht!» oder «Danke, dass ich leben darf. 90% dürfen es nicht.» auf die Strasse.

Die Polizei «schützt» den Marsch Jahr für Jahr vor und übt Repression gegen die friedlichen Gegendemonstrant*innen aus. Mit Gummischrot, Tränengas und Einkesselung wurde die Gegendemonstration 2021 mehrheitlich verhindert und Teilnehmer*innen wurden mit hohen Bussen und langen Gerichtsprozessen bestraft.

Der laufende Diskurs über die Durchführung von sicheren Abtreibungen involviert auch Schweizer Versicherungen und Artzpraxen. Die Versicherung Helsana vergibt Prämien an Personen, welche sich dazu verpflichten keine Abtreibungen zu beanspruchen. Diese Entscheidung stützt sich dabei auf Argumentationen der «Pro-Life» Bewegung und ist aus verschiedenen Gründen höchst problematisch, da sie beispielsweise die Rate der unsicheren, illegal durchgeführten Abtreibungen erhöhen könnte. Eine Aktion unbekannter Aktivist*innen am 29.08 bei einer Helsana Filiale am Central wollte auf genau diese Missstände aufmerksam machen und die Kritik an der Zusammenarbeit mit «Pro Life Schweiz» äussern.

Weiter stehen Schweizer Konzerne wie der Schokoladenhersteller Läderach hinter der Finanzierung des Vereins «Marsch für s’Läbe» .

Am kommenden Samstag werden sich die Fundamentalist*innen und weitere Unterstützer*innen aus den rechten Kreisen wieder versammeln um durch biblische Parolen, Reden und Transparente mit queerfeindlichen, xenophoben und patriarchalen Aussagen gegen unsere Abtreibungsrechte und vor allem für die Durchsetzung der beiden Initiativen zu demonstrieren.

Aktionen wie die unbekannter Aktivist*innen am letzten Samstag in Oerlikon machten bereits auf den nötigen Widerstand aufmerksam und plakatierten deshalb den Platz mit Namen von Personen, die aufgrund fehlender Abtreibungsrechte, beispielsweise an illegal durchgeführten Abtreibungen, starben.

Doch um die Ideologie der Abtreibungsgegner*innen als den religiösen Fanatismus zu entlarven, der sie ist, braucht es uns alle.

Deshalb rufen wir auf zur Gegendemo! Denn der «Marsch für s’Läbe» verdient weder eine Stimme noch einen einzigen Meter Strasse. «Marsch für s‘Läbe zum Desaster machen» und «My body my choice!», steht gesprayt auf den Wänden des Oerliker Baugerüstes und ruft zu einer kämpferischen Gegendemonstration, auch dieses Jahr.

«Für die Freiheit, für das Leben, Fundis von der Strasse fegen!