Die Explosion der Managerlöhne

05.11.2013

An der Spitze der wachsenden Lohnungleichheit stehen die Topmanager. Ihre Gehälter explodierten Ende der 90er-Jahre förmlich. Dafür verantwortlich sind die Boni und die Macht der Manager, ihre Gehälter selbst festzulegen.

Noch in den 80er-Jahren wurden die Direktoren von grösseren Schweizer Unternehmen in ähnlichem Rahmen bezahlt wie Bundesräte. Sie bezogen 386'000 bis 692'000 Franken pro Jahr (zu heutigen Preisen) beziehungsweise 6 bis 11 Mal so viel wie die Arbeitnehmenden in der Schweiz im Durchschnitt. Ende der 1990er-Jahre explodierten dann aber ihre Gehälter. Innert Kürze liessen sie die Millionengrenze weit hinter sich. So betrugen die durchschnittlichen Höchstlöhne der grossen Börsenkonzerne (SMI und SMIM) 2011 durchschnittlich 4.77 Millionen Franken - normale Arbeitnehmende müssten dafür 66 Jahre arbeiten.

Selbstbedienung in den Chefetagen

Voraussetzung für diese Explosion ist die Macht der Manager. Sie können weitgehend selbst über ihre Gehälter verfügen. Denn an den Konzernspitzen stellt sich ihnen kaum jemand entgegen. Die Verwaltungsräte erachten die exorbitanten Summen nämlich oft als standesgemäss oder stören sich nicht weiter daran, weil sie ihnen persönlich finanziell nicht schaden. Häufig nicken sie die Salär-Wünsche der Manager auch ab, weil sie mit ihnen persönlich verbandelt sind oder ihnen Gefälligkeiten schulden.

Nachahmung und Boni

Der Filz an den Konzernspitzen ist aber nicht neu. Zur eigentlichen Explosion kam es erst, als die Manager began- nen, ihre Macht in höhere Löhne umzumünzen. Das geschah Ende der 90er-Jahre. Damals schauten sich die Manager von ihren US- amerikanischen Kollegen die Boni ab. Sie erlaubten es ihnen, sich direkt an den Profiten zu beteiligen und sich bisher ungesehene Summen auszuschütten. Das war ganz im Interesse der Aktionäre. Sie sahen nämlich in den Boni zusätzliche Anreize für die Manager, die Gewinne und Aktienwerte (auch «Shareholder Value» genannt) weiter in die Höhe zu treiben.

Mit 1:12 Gegensteuer geben

Das Nachsehen haben die übrigen Beschäftigten. Ohne ihre Arbeit würde zwar kein Manager auch nur einen Franken Umsatz erzielen. Für sie bleibt dennoch weniger, wenn sich die Manager bereichern. Damit die grosse Mehrheit wieder mehr von der Wertschöpfung erhält, die sie erarbeitet, muss die Macht der Teppichetage gebrochen werden. Die 1:12-Initiative macht einen ersten Schritt. In Zukunft soll eine demokratische Regel über die höchsten Löhne entscheiden - und nicht mehr die Manager selbst.

Quellen: Schweizerischer Gewerkschaftsbund 2013