Keine Plattform für Homophobie!

25.05.2019

Unter dem Titel "Homosexualität verstehen, Menschen lieben" organisierte die Chrischona Affoltern am Albis eine zweiteilige Veranstaltung. Am Dienstag fand ein Vortrag statt, am Sonntag wird es eine Predigt geben. Der Titel der Veranstaltung täuscht: Durchgeführt wird der Anlass von Rolf Rietmann vom Verein «Wuestenstrom». Der Verein ist bekannt für sogenannte Konversionstherapien, durch welche queere Menschen heterosexuell gemacht werden sollen. Homosexualität wird so zu einer Krankheit gemacht, die es zu heilen gilt. Die Auswirkungen für die Opfer solcher Therapien sind oftmals gravierend.
Die JUSO Kanton Zürich kritisiert die Veranstaltung daher scharf und hat sich mit einem offenen Brief an die Chrischona Affoltern am Albis gewendet. Ausserdem haben wir eine Online-Kampagne gestartet, mit welcher ein Protestmail an die Chrischona gesendet werden kann.
Nachfolgend der Text des offenen Briefs:
Sehr geehrte Damen und Herren
Am 17. Mai feierten wir den IDAHOBIT, den Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie. Dieses Datum wurde als Erinnerung an den 17. Mai 1990 gewählt, an welchem die Weltgesundheitsorganisation Homo- und Bisexualität aus ihrem Diagnoseschlüssel gestrichen hatte.
Seit 29 Jahren gelten also Menschen, deren Sexualität von der heterosexuellen Norm abweicht, offiziell nicht mehr als krank. Und auch wenn unsere trans und inter Geschwister noch immer pathologisiert werden, so stellte diese Entscheidung der WHO einen Meilenstein in der Emanzipation von queeren Menschen dar.
Jedoch gibt es immer noch Gruppierungen, die – entgegen aller Forschungsergebnissen der Wissenschaft – eine Veränderung der homo- und bisexuellen Ausrichtung von Menschen für möglich und erstrebenswert halten. Dazu gehört auch der Verein «Wuestenstrom» und dessen Mitarbeiter Rolf Rietmann, den Sie für einen Vortrag sowie eine Predigt in Ihre Kirchgemeinde eingeladen haben. Auf der Webseite von «Wuestenstrom» steht, dass wir dem «in der Heiligen Schrift dargestellten Lebensentwurf der Ehe von Frau und Mann» verpflichtet seien. In diversen Interviews erklärte Rietmann, dass Homosexualität mit persönlichen Problemen zusammenhänge, dass diese durch verlässliche Männerfreundschaften überflüssig werden würde und, dass seine Söhne nicht schwul seien, weil sie mit Plastikpistolen spielen würden.
Noch schockierender ist aber, dass «Wuestenstrom» mit sogenannten Konversionstherapien queere Menschen heterosexuell machen will. Homosexualität wird dadurch als Krankheit definiert, die es zu heilen gilt. Die Auswirkungen auf Opfer solcher Therapien sind oftmals gravierend. Durch das vermittelte Gefühl des «Falschseins» können schwere Depressionen verursacht werden. Jeder fünfte homosexuelle Mensch hat einen Suizidversuch hinter sich, solche Therapien und damit auch der Verein «Wuestenstrom» sind mitverantwortlich für diese schreckliche Zahl.
Aus diesem Grund verurteilen wir den Auftritt von «Wuestenstrom» in der Chrischona Affoltern am Albis scharf. Jedes Mal, wenn solchen Gruppierungen eine Plattform geboten wird, wird damit auch die Queerfeindlichkeit unserer Gesellschaft zementiert.
Homosexualität ist keine Krankheit, aber Homophobie ist heilbar.