Diese Krise trifft das Gesundheitswesen stark, jedoch halten wir uns, statt uns von der Panikwelle mitziehen zu lassen, an die Massnahmen und gehen da zusammen durch.
Die letzten Wochen bzw. Monate waren ein stetiges mentales Vorbereiten auf die aussergewöhnliche Situation, denn die Medien berichten seit dem Februar meist nur noch darüber. Es war jedoch nicht vorstellbar, dass sich das Virus in solch einer Welle ausbreiten würde. Deshalb zog auch die Pflege langsamer nach und verschärfte die Massnahmen nur schrittweise.
Die Langzeitpflege[1] ist nebst den stark belasteten Spitälern auch direkt betroffen und dies je nach Pflegezentrum verschieden stark. Bis vor wenigen Wochen arbeitete ich auf einer Abteilung, welche kurz nach dem Lockdown unter Quarantäne gestellt wurde und auf welcher inzwischen auch Mitarbeitende positiv getestet wurden. Diese bleiben natürlich Zuhause, die gesunden Pfleger*innen stehen indes stärker unter Druck.
Seit wenigen Wochen aber können in Pflegezentren befristete Stellen besetzt werden, um zusätzliche Arbeitskräfte zu gewinnen. Dies bedeutet, dass insbesondere Pflegekräfte gebraucht werden, um die momentane Arbeitslast möglichst zu verteilen. Auch zwischen den Abteilungen besteht Solidarität und Leute melden sich freiwillig, um sich gegenseitig zu unterstützen.
Zusätzlich zu den personellen Aufstockungen gelten einige Massnahmen einzuhalten, wie das Tragen eines Mundschutzes während des Dienstes und Abstandhalten zwischen Mitarbeitenden und den Bewohner*innen des Heims. Gerade die Kommunikation und Emotionen sind wichtig in der Pflege und geraten durch einen Mundschutz zu kurz. Die einen Bewohner*innen machen sich Sorgen, andere machen sich lustig über uns Pflegende und fragen, ob wir noch mit diesem Mundschutz atmen können...
Was uns aber in den nächsten Wochen erwartet, ist unklar. Falls die Welle der Infektionen erst kommen sollte, kann es schnell knapp werden, was den Mangel an Pflegekräften betrifft. Dann können auch die Ruhezeiten zwischen den Diensten nicht mehr garantiert werden. Viele Pflegekräfte nehmen die Situation mit Humor. Sie fragen sich, wann die Schlafplätze für uns kämen, denn so wären wir isoliert und immer da für den Dienst.
Deswegen zeigt diese Zeit, was unsere Gesellschaft wirklich zusammenhält. Obwohl klar auch die Wirtschaft von der Krise betroffen ist, was die Rechtskonservativen vermehrt betonen, ist es die Solidarität, die uns bestärkt, alles zu geben. Das Gesundheitswesen ist ein wichtiger Teil, um einen Weg aus der Krise zu finden. Jedoch sind wir Menschen insgesamt fürsorglicher geworden und erkundigen uns mehr nach Freund*innen und der Familie.
Was schön wäre: wenn diese Solidarität und das Zusammenhalten diese Zeit überdauern und die Gesellschaft der Zukunft prägen würde
Sergio Villanyi
Vorstandsmitglied JUSO Stadt Zürich und in Ausbildung zur Fachperson Gesundheit
[1] Die Langzeitpflege befasst sich als professionelles Berufsfeld mit der länger anhaltenden bzw. dauerhaften Pflege und Betreuung von Personen mit einem erhöhten Grad an Pflegebedürftigkeit. Die Pflege erfolgt üblicherweise in Alters- und Pflegeheimen.
13.04.2020
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Sergio Villanyi