Der zweite deutsche Discounter ist bereits seit einem Jahr in der Schweiz. Zeit für eine Zwischenbilanz.
Vorerst das Positive: Lidl gibt sich massiv Mühe, sein Image zu verbessern. So zahlt er seit Herbst 2009 dem Verkaufspersonal mehr Lohn, was von den Gewerkschaften begrüsst und sogar gelobt wurde. Da stellt sich die Frage: Haben wir einen anderen Lidl in der Schweiz als in Deutschland oder ist das Ganze nur eine Show?
Gehen wir vom Positiven aus und nehmen an, dass Lidl es ernst meint. Das Thema Gesamtarbeitsvertrag ist noch offen, doch wenn Lidl ihn kategorisch ausschliessen würde, wäre dies wohl schon lange klar kommuniziert worden.
Bei einem Einkauf im Lidl Schweiz und im Lidl Deutschland stellt man klare Unterschiede fest, weiss Andrea Jerger von der JUSO Oberland: „Die Angestellten gingen wie versteinert umher - stets mit einem nervösen Blick zum Büro. Auch gab es keine Kommunikation untereinander.", berichtet sie nach einem Besuch in einer Lidl-Filiale in Berlin. In Wetzikon biete sich ihr ein anderes Bild: „Die Angestellten reden und lachen miteinander und die Körperhaltung ist auch positiver. Auch hier in der Schweiz wird schnell gearbeitet, doch ich fühle mich als Kundin nicht wie ein Störfaktor, so wie dies in Deutschland der Fall war.", so Jerger. Lidl Schweiz kommuniziere auch offener gegen aussen, zB über Webplattformen wie Facebook.
Doch allen positiven Eindrücken zum Trotz bleibt eine zentrale Forderung bestehen: Der GAV muss her, und zwar in nützlicher Frist. Die JUSO bleibt am Ball.