Bewegungen wie der Frauen*- und der Klimastreik bringen in der Schweiz hundert- tausende Menschen auf die Strassen. Die Devise ist klar: Wir müssen wegkommen von diesem ausbeuterischen, umweltzerstörenden und sexistischen System. Dabei ist es wichtig, dass die einzelnen Bewegungen nicht isoliert betrachtet und Forderungen aufgestellt werden, welche die verschiedenen Kämpfe vereinen.
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Der Klima- und Frauen*streik sind momentan recht unabhängig voneinander. Das hat durchaus seine Gründe: Die Streikbewegungen entstanden auf sehr unterschiedliche Weise und werden von verschiedenen Gruppen getragen. Trotzdem spricht einiges dafür die Kämpfe zu verbinden.
Die Klimakatastrophe und die fehlende Gleichstellung der Frau können wir nicht einzeln angehen oder isoliert betrachten. Denn die Klimakrise kann nur beendet werden, wenn auch Klimagerechtigkeit erreicht wird. Heisst konkret: Es darf nicht sein, dass Menschen aus den reichsten Ländern Europas und Nordamerikas auf Kosten derjenigen aus dem globalen Süden leben. Unsere Konzerne dürfen diese Menschen nicht weiterhin ungestraft ausbeuten. Teil der Klimagerechtigkeit muss aber auch sein, dass die Rechte aller Frauen auf Selbstbestimmung gewahrt und gesichert werden.
Frauen stärker betroffen
Die Klimakrise wird in Zukunft vermehrt für Naturkatastrophen, Dürren, Seuchen und Ähnliches sorgen. Frauen und Kinder sind davon im Schnitt stärker betroffen als Männer. Frauen haben oft einen geringeren sozialen Status sowie weniger politische und wirtschaftliche Macht als Männer. Die Mehrheit der Menschen in Armut sind dementsprechend Frauen. Oft bleibt ihnen der Zugang zu Ressourcen verwehrt, sie haben weniger rechtlich gesicherte Besitzansprüche, arbeiten häufiger in der Landwirtschaft und im Haushalt und kümmern sich um die Familie. Die Folgen des Klimawandels haben daher schlimmere Konsequenzen für Frauen. In Trockenzeiten müssen sie weitere Wege zurücklegen, um an Wasser zu gelangen. Wenn Hitze und starke Regenfälle mehr Malariainfektionen hervorrufen, müssen sich vor allem Frauen um die Krankenpflege kümmern. Und wenn klimabedingte Veränderungen zu Migration führen, bleiben meist die Frauen zurück – ohne die finanziellen und rechtlichen Ressourcen zu haben, um für ihre Familien zu sorgen. Der Tsunami in Südostasien 2004 riss beispielsweise vier Mal so viele Frauen wie Männer in den Tod.
Setzt man sich also für eine bessere Stellung der Frau in unserer Gesellschaft ein, muss man sich auch für eine Lösung der Klimakrise aussprechen. Beide Bewegungen streben eine Verbesserung der Umstände für die Ärmsten und Schwächsten an: Klimagerechtigkeit und Geschlechtergerechtigkeit bedingen sich gegenseitig.
Arbeitszeitreduktion als verbindendes Element
Ein weiterer Punkt darf nicht ausgeblendet werden: Unser Wirtschaftssystem ist auf unendliches Wachstum ausgelegt, die Ressourcen auf unserem Planeten hingegen sind endlich. Wir können nicht weiter so viel produzieren und konsumieren, wie wir es momentan tun.
An diesem Punkt setzt die Forderung nach einer radikalen Arbeitszeitverkürzung an. Diese würde nicht nur der zunehmenden Produktion entgegentreten und uns somit in der Bekämpfung der Klimakrise weiterbringen, sondern gleichzeitig auch die Lage der Frauen verbessen. Die grosse Stütze unseres kapitalistischen Systems, die unbezahlte Care-Arbeit, wird noch immer zum Grossteil von Frauen* geleistet.
Sei dies in der Erziehung, der Betreuung von Familienangehörigen oder im Haushalt. Eine Arbeitszeitverkürzung würde allen Menschen mehr Zeit für Care-Arbeit ermöglichen.
Know-How gemeinsam nutzen
Eine Verbindung der zwei Bewegungen, macht nicht nur auf inhaltlicher Ebene Sinn. Der Klima- und der Frauen*streik haben auch in ihrer Organisation mit sehr ähnlichen Problemen zu kämpfen: Wie organisiert man sich? Wie werden Entscheidungen getroffen? Wie hält man einen guten Informationsfluss aufrecht? Wie werden Leute für die Streiks mobilisiert? – Um nur einige Beispiele zu nennen.
Bei engerer Zusammenarbeit könnten Lösungsansätze und Know-How ausgetauscht werden. Beispielsweise, wenn es darum geht Menschen für die eigene Bewegung zu mobilisieren oder Veranstaltungen durchzuführen. Dies würde nicht nur die einzelnen Bewegungen stärken, sondern auch viel Energie und Zeit sparen und gleichzeitig ein Bewusstsein für die jeweils andere Bewegung schaffen.
Ein Grund für die Stärke der Klima- und Frauen*streiks, liegt sicher in ihrer jeweiligen Monothematik. Die Themen und Probleme der beiden Bewegungen aber hängen zusammen. Es soll und muss also immer Menschen geben, die diese Kämpfe verbinden, sei dies in der konkreten Zusammenarbeit mit anderen Bewegungen, durch Bildungsarbeit, oder beim Aufstellen von thematischen Forderungen.