Erster Mai Zürich: Die Scheinheiligkeit und Brutalität der Polizei kennt keine Grenzen

02.05.2021

Am Samstag wurde mit massivem Polizeiaufgebot gegen die friedliche 1. Mai-Demonstration in Zürich vorgegangen. Die Demonstrierenden wurden für mehr als vier Stunden bei strömendem Regen eingekesselt und zusammengedrängt, was ein Corona-konformes Verhalten verunmöglichte. Die JUSO verurteilt dieses repressive Verhalten aufs Härteste und will betroffene Aktivist*innen zu Wort kommen lassen.

Schon früh am Morgen des 1. Mai veranstaltete die Polizei (Zusammengesetzt aus StaPo und KaPo) Schiessübungen auf dem Kasernenareal. Eine solche Provokation markierte klar, wie die Polizei den Tag begleiten wollte und diente einzig der Einschüchterung. Den ganzen Tag hindurch fanden Polizeikontrollen statt, diverse Leute kassierten Rayonverbote, bevor die Demonstration am Helvetiaplatz um 14:00 Uhr überhaupt begonnen hatte. Aktivist*innen vor Ort berichten von haarsträubender Repression und Brutalität:

“Die Polizei schien die friedliche Demonstration erst zu tolerieren. Auf der Langstrasse stürmten dann jedoch mehrere Polizist*innen aus einer Seitenstrasse und schossen ohne Warnung oder Durchsage mit Gummischrot auf uns.”, meint ein Aktivist, der am Tag der Arbeit ein Zeichen der Präsenz auf den Strassen Zürichs setzen wollte.

“Versuche von Aktivist*innen, die Situation zu deeskalieren und die Polizei davon abzuhalten, die Gruppe immer weiter zusammenzudrängen, wurden mit Tränengasangriffen aus nächster Nähe beantwortet", berichtet eine Aktivistin, die zusammen mit 200 anderen Personen eingekesselt wurde.

“Als die Polizei mit Gummischrot in die Menge schoss, mussten wir uns in Hauseingängen vor den Geschossen in Sicherheit bringen. Über Abstände und Schutzmassnahmen konnten wir uns in dieser Panik natürlich keine Gedanken mehr machen...”, erzählt ein Aktivist. Der Vierzehnjährige wurde darüber informiert, dass ihn eine Anzeige für Nicht-Einhalten der Coronamassnahmen erwarte, obwohl er mit anderen Aktivist*innen über Stunden auf so engem Raum eingesperrt wurde, dass Abstand halten unmöglich war.

Nach über einer Stunde im Kessel wurden ältere Menschen und Personen, welche mit ihren Kindern anwesend waren, erlaubt, den Platz zu verlassen. Andere mussten bis zu 5 Stunden im strömenden Regen zusammengedrängt ausharren.

Die JUSO Kanton Zürich und Stadt Zürich fordert, dass dieser unverhältnismässige Polizeieinsatz gründlich untersucht wird und die Verantwortlichen dafür geradestehen. Dennoch ist klar, dass die ganze “Sicherheits”-Institution an diesem Tag wiederholt versagt hat. Für wessen Schutz die Polizei an diesem Tag gesorgt hat bleibt fraglich, die Bevölkerung von Zürich war es jedenfalls nicht.